Geschichte des Judo

Der Begriff Judo wurde 1882 vom japanischen Pädagogen Jigoro Kano geprägt, der als Schöpfer dieses asiatischen Kampfsports gilt. “Ju” steht für sanft nachgeben oder ausweichen, “do” für Weg oder Grundsatz.

Entwickelt hat sich Judo aus dem viel älteren Jiu-Jitsu, das zum Ziel hatte, den Gegner mit Schlägen, Tritten, Würfen, Hebeln und Würgegriffen kampfunfähig zu machen oder gar zu töten.

Kano, der 1882 seine eigene Schule, das Kodokan (Haus zum Erlernen des Weges), gründete, klammerte aus seinen Lehren sämtliche kriegerischen und tödlich wirkenden Techniken (Schläge, Tritte, Stiche, Angriffe zum Verdrehen der Finger-, Bein- und Fußgelenke) rigoros aus dem Trainingsprogramm aus und führte stattdessen Fallübungen ein sowie die Möglichkeit, im Kampf aufzugeben. Der sportliche Zweikampf stand fortan im Mittelpunkt. Geblieben sind Würfe, Hebel, Würgen und Festhaltegriffe. Das Training fand auf Reisstrohmatten (Tatami) statt, wodurch die Verletzungsgefahr erheblich gesenkt wurde.

Judo wurde allerdings ab 1890 auf Anordnung des Kaisers Pflichtfach an japanischen Schulen und mit militärischem Drill gelehrt. In Deutschland war Judo nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1948 verboten.

Judo in Deutschland

Kano war um 1900 sehr bemüht, seine Lehren des modernen Judos auch außerhalb Japans bekannt zu machen und Anhänger zu finden.

In Deutschland wurde Judo erst 1920 richtig bekannt, als Alfred Rhode in Frankfurt/Main den Ersten Deutschen Judo-Club gründete. Ihm folgten der Erste Berliner Judo-Club (1922) und der Judo-Club Wiesbaden.

Zuvor war 1906 in London die erste Jiu-Jitsu-Schule gegründet worden. Diese Sportart war jedoch eher zur Selbstverteidigung geeignet, als zu einem sportlichen Wettbewerb, wie man später feststellte.

Judo-Schüler hatten Judo nach Großbritannien gebracht. Durch Kontakte Rhodes zu den Briten kam 1929 ein Städtekampf Frankfurt-Wiesbaden-London zustande. Die Londoner reisten dann weiter durch deutsche Städte, in den sich dann Judo-Vereine bildeten. 1932 wurden diese unter Vorsitz von Alfred Rhode zum Deutschen Judoring zusammengeschlossen. Dieser wurde jedoch ein Jahr später in das Fachamt Schwerathletik des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen eingegliedert. 1932 fand in Frankfurt/Main erstmals die internationale Judo-Sommerschule statt, auf der zahlreiche japanische Meister die Grundlagen für das europäische Judo schufen. 1933 besuchte dann Jigoro Kano Deutschland und leitete an der Humboldt-Universität das Training. Ein Jahr später fanden in Dresden als Versuch die ersten Europameisterschaften statt, seit 1951 werden sie jährlich (außer 1956) ausgetragen. 1956 fanden in der Bundesrepublik wieder Deutsche Meisterschaften statt, allerdings vorerst nur für Männer. Die Frauen kämpfen erst seit 1970 um nationale Titel. In der DDR wurden 1950 die ersten Meisterschaften ausgetragen, daran durften bis 1954 auch Aktive aus Westdeutschland teilnehmen. Die Frauen ermittelten 1966 erstmals DDR-Meisterinnen, doch fand erst Ende der 80er Jahre die Orientierung auf den Leistungssport statt. Der Judoverband der DDR wurde 1958 gegründet, ging aus der 1952 ins Leben gerufenen Sektion Judo hervor. Ende 1990 schloss sich der DJV dem DJB an.

Leistungskriterien

Die Judoka sind nach Leistungsklassen in Schüler (Kyu)- und Meister (Dan)-grade sowie in Gewichtsklassen eingeteilt. Die Graduierung sind auf dem reißfesten weißen oder blauen Judoanzug (Judogi) erkennbar.

In Japan gab es traditionell nur weiße Gürtel für Schüler, aber Europa bevorzugte die Farben gelb, orange, grün, blau und braun, die dann auch Japan übernahm.

Die neue DJB-Prüfungsordnung sieht acht Kyu-Grade vor. Zu den genannten Gürtelfarben kommen noch weiß-gelb, gelb-orange und orange-grün.

Die Dan-Grade der Meister und Lehrer sind an dem schwarzen Gürtel erkennbar. Es gibt Prüfungen bis zum fünften Dan. Ab dem sechsten Dan werden die Grade nur noch verliehen, die Träger können sich dann auch für einen rot-weißen Gürtel entscheiden.

In Judo gibt es derzeit  2 Träger des 8. Dan. Es sind der Sportbuchverleger Dr. Wolfgang Weinmann Trainer Gert Schneider.
Der einstige DJB-Cheftrainer Han Ho San und der langjährige Präsident des Brandenburgischen Judoverbandes und ehemalige DDR-Auswahltrainer Henry Hempel wurden anlässlich der Weltmeisterschaften 2001 in München mit dem 9. Dan geehrt, der frühere DDR-Auswahltrainer Willi Lorbeer bekam im Dezember 2009, wenige Wochen vor seinem 95. Geburtstag den 9. Dan verliehen und alle drei haben damit in Deutschland die höchste Graduierung. Weltweit ist gegenwärtig der zehnte Dan (rot) die höchste Auszeichnung. Der einzig derzeit lebende zehnte Dan ist der Holländer Anton Geesink.

Seit 1965 gibt es bei Weltmeisterschaften Gewichtsklassen, zuvor ab der 1. WM 1956 wurde nur in einer offen Kategorie gekämpft. Seit 1. Januar 1998 gelten weltweit diese Gewichte: Frauen: -48 kg, -52 kg, – 57 kg, 63 kg, – 70 kg, – 78 kg, +78 kg und Männer: -60 kg, -66 kg, -73 kg, -81 kg, -90 kg, -100 kg, +100 kg.

Wettkämpfe

Auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene finden zahlreiche Meisterschaften statt.

Landesmeisterschaften finden ab der Altersklasse U11 statt, Deutsche Meisterschaften ab der Altersklasse u15 bis zu den Erwachsenen. Die Wettkämpfe werden auf einer Tatami nach festgelegten Zeiten (in den Altersklassen unterschiedlich) ausgetragen und von drei Kampfrichtern beurteilt. Dafür gibt es Wertungen nach bestimmten Kriterien in der japanischen Fachsprache Yuko (mittlere Wertung/5:0), Waza-ari (große Wertung/7:0) und Ippon (10:0), wenn der Kontrahent durch einen Wurf auf den Rücken oder einen Festhalte- oder Würgergriff vorzeitig besiegt wird.

Für die Altersklasse U17 werden Europäische Jugendspiele, für die U20 und für die Erwachsenen Europa- und Weltmeisterschaften ausgetragen.

Die erste offizielle EM fand 1951 in Paris, die erste WM 1956 in Tokio statt. Die erste deutschen WM-Medaille ging 1964 an den Wolfsburger Klaus Glahn als Dritter in der All-Kategorie. Erster Europameister war 1957 Franz Sinek in der damals noch ausgetragenen Kategorie 2. Dan. Den ersten WM-Titel erkämpfte sich 1979 der Berliner Detlef Ultsch in Paris, 1983 in Moskau wurde er zum zweiten Male Titelträger. Im gleichen Jahr auch sein Vereinskamerad Andreas Preschel. Beide arbeiten heute als Trainer auf Bundes- und Landesebene. Erster von drei deutschen Olympiasiegern war 1980 der Berliner Dietmar Lorenz. Insgesamt hat Judo einen Olympiasieg, drei WM-Titel und 25 EM-Titel sowie zahlreiche Medaillen der Erwachsenen bis 2002 zu Buche stehen. Die Anzahl internationaler Titel im Nachwuchsbereich sind noch höher.