Kampfrichter-Lehrgang auf eine andere Art

Das erste Februar-Wochenende des Jahres ist ein bekannter Termin für die Berliner Kampfrichter*innen.
Zumeist steht hier der jährliche Lehrgang zur Lizenzverlängerung in den Kalendern. So auch in diesem Jahr – allerdings mit zwei Änderungen: aus einem ganzen Wochenende wurden sieben Stunden und aus Strausberg der Platz vor dem heimischen Bildschirm. 

Die Corona-Pandemie hat bereits zu vielen Absagen und Verschiebungen geführt, nicht zuletzt auch dazu, dass Olympia ein Jahr später stattfand. Aber ein Ausfall des Lehrgangs wollten die Organisatoren aus den Kampfrichterkommissionen Berlin und Brandenburg keinesfalls hinnehmen. Schließlich gab es mit den jüngst veröffentlichten Regelanpassungen der IJF für den neuen Olympiazyklus sowie den angepassten Jugendregeln, unter denen kaum geschiedst werden konnte, genug Stoff für ein volles Programm.

So kamen am vergangenen Sonntag über 100 Kampfrichter*innen aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern virtuell zusammen. Das sehr gut organsierte Online-Meeting und die strukturierte Agenda ermöglichten einen ausgewogenen Mix an Wissensvermittlung und Austausch.

Neben der Einführung in die neuen Regeln bzw. Regelinterpretationen auf internationaler Ebene (mehr dazu beim DJB nachzulesen) durch Martin Schuch, Kampfrichterreferent der Gruppe Nordost, gab es eine erneute Vertiefung zu den Jugendregeln, die bereits Ende 2020 angepasst wurden. Um die fehlende Praxis zu relativieren, erläuterten René Ressler und Daniel Wernicke die Schwerpunkte für das Schiedsen der Altersklassen U11, U13 und U15 (hier noch einmal im Überblick). Auch das Arbeiten mit dem Care-System wurde zumindest in der Theorie ausgeführt und Holger Lehmann brachte die Dos und Don‘ts auf den Punkt.

Ein elementarer Bestandteil einer jeden Kampfrichterfortbildung ist das Analysieren von Kampfszenen. Abgesehen von der ein oder anderen Performance-Herausforderung bei der Videoübertragung, funktioniert dies aber auch in einem Online-Format sehr gut. In drei Gruppen-Sessions, die von je zwei Referenten aus den beteiligten Landesverbänden moderiert wurden, analysierten die Teilnehmer*innen verschiedene Kampfszenen mit den Schwerpunkten positives Judo, negatives Judo sowie Jugendregeln. Das Meinungsbild der Gruppe wurde zudem bei jeder Szene über ein zusätzliches Abstimmungstool abgefragt, sodass trotz fehlender Präsenz eine größtmögliche Interaktion realisiert wurde.

Einen Rückblick auf die vergangenen Monate sowie einen Ausblick auf die aktuelle Planung für 2022 gab es in den Sitzungen der Landesverbände. Die Berliner Kampfrichterreferentin Katharina Marzok wurde von Daniel Wernicke vertreten und hatte dafür mit ihrem parallelen Einsatz beim Grand Slam in Paris auch einen guten Grund. Mit zwei Einsätzen im Finalblock stellte sie routiniert unter Beweis, dass sie die angepassten Regeln bereits verinnerlicht hat und arbeitet an ihrem persönlichen Weg zu Olympia 2024.

Eine schnelle Umfrage zum Abschluss des Lehrgangs zeigte, dass Online-Veranstaltungen eine gute Option sind, um regelmäßig, ohne viel Aufwand oder Reisezeit, Regeländerungen und Kampfrichter-Wissen zu vermitteln. Dennoch waren sich alle einig, dass dies nur eine Ergänzung zu einem Präsenzlehrgang sein solle. Worin auch Einigkeit herrschte, war das große Lob und Dankeschön an Daniel Wernicke, der wiederholt viel Zeit und Hingabe in die Organisation und technische Umsetzung des Lehrgangs investiert hat. Ebenso an alle Referenten und Mitglieder der Kommissionen, die dafür sorgten, dass die Inhalte unter den erschwerten Bedingungen optimal vermittelt wurden.

Nachdem nahezu alle im Frühjahr geplanten Wettkämpfe und Meisterschaften auf nationaler Ebene in die zweite Jahreshälfte verschoben wurden, prüfen die Kamprichterkommissionen des JVB und BJV, ob ein Auffrischungslehrgang vor dem Wiedereinstieg in die Wettkampfsaison in Präsenz möglich ist.