Grußwort des Präsidenten zum Jahresende

Liebe Berliner Judogemeinschaft,

es ist vollbracht: Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende. Für die meisten Menschen kommt nun der besonders schöne Teil des Jahres, Weihnachten und Neujahrsfest.

Blickt man aber in die Welt hinaus, so sieht es düster aus. Kriege, Elend, Leid. Es ist furchtbar mit anzusehen, wie aus schönen Gegenden Kriegsschauplätze werden, wie aus lachenden Familien, weinende Hinterbliebene werden, wie aus gerade noch auf der Matte kämpfenden Judoka, Soldaten, Flüchtlinge oder zivile Opfer werden. In Zeiten wie diesen sollten wir uns immer wieder bewusstwerden, welch einen unglaublich wertvollen Schatz wir haben, in Frieden aufgewachsen zu sein und zu leben.

Unser Judosport beinhaltet zum Glück nicht nur die körperliche Ertüchtigung, sondern hat auch den Anspruch mit besonders sinnvollen Werten des Lebens die Wege der Menschen zu gestalten. Diese Werte -in unserem Sprachgebrauch Judowerte genannt- müssen wir uns immer wieder vor Augen halten, ab und zu evaluieren, ob wir sie auch noch so leben und gegenüber unseren Kindern und Jugendlichen auch als Vorbild einhalten und wir dürfen sie nie vergessen in unserem täglichen Handeln und Tun. Dabei gilt es sich immer wieder zu fragen, warum der Eine oder Andere gerade genau das macht, was er macht. Und wir sollten nicht vorverurteilen, denn es gibt nicht immer nur schwarz oder weiß. In der Symbiose von Beidem schaffen wir eine Welt des Respekts und der Wertschätzung, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit.

Warum erzähle ich das? Ich habe das Gefühl, dass es mir leider nicht ausreichend gelungen ist, diese beschriebene Art und Weise des Denkens so zu transportieren, damit wir zumindest als Judofamilie in Gänze harmonisch und zielführend zusammenarbeiten und leben. Oft erlebe ich Frustration, die nicht sein muss, Enttäuschung, die erspart bleiben könnte oder eine generelle negative Grundeinstellung, die nach ein paar klärenden Worten unnötig erscheint. Kritische Themen müssen immer besprochen werden können und man muss Klarheit in unklare Dinge bekommen. Dies muss auf Augenhöhe und konstruktiv sowie lösungsorientiert geschehen. Ich danke all denjenigen, die mit mir oder mit dem Präsidium ins Gespräch gegangen sind, um Missstände und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, um Unklarheiten zu klären oder einfach gute Dinge benennen, die wir weiter ausbauen können. Dabei ist auch immer klar, manche Dinge gehen auch nicht von heute auf morgen und braucht auch manchmal Hilfe anderer Stellen und Personen.

Geholfen haben dieses Jahr wieder viele Ehrenämtler, Kampfrichter, Eltern, Übungsleiter und Trainer bei diversen Veranstaltungen. Besondere Highlights in 2023 waren dabei bestimmt die Special Olympics World Games in Berlin und die Europameisterschaften u23 in Potsdam. Letztere zauberte sogar noch ein sportliches Wintermärchen mit dem Sieg des deutschen u23 Mixed Team vor heimischem Publikum. Für solche Events als auch unsere jährlichen Meisterschaften, sowie Lehrgänge, Seminare und viele weitere Veranstaltungen werden immer Helfer und Personen in Verantwortungspositionen benötigt. Ich kann mich gar nicht genug bei ALLEN bedanken, die hier immer wieder mit viel Aufopferung dabei sind. Zudem stellt ein solcher Einsatz auch in der Regel ein schönes Erlebnis dar, dabei und Teil des Ganzen gewesen zu sein.

Sportlich waren wir Berliner auch wieder viel unterwegs. Bei den Deutschen Meisterschaften der u18, u21 und Senioren gab es dieses Jahr leider keinen Meistertitel, aber ich schaue hoffnungsvoll nach vorn. Wir haben gute Sportler in unserem Kader, die ihr Potential noch ausschöpfen werden. Neben Verletzungsfreiheit muss natürlich auch die Weiterentwicklung im Training und Wettkampf stimmen. Die ein oder andere Medaille im internationalen Bereich half und hilft unseren Bundestützpunktathleten, die noch Hoffnung auf einen Olympiastart haben. Einen deutschen Meister bei den Pokalmeisterschaften und 5 Deutsche Meister bei den Veteranen belegen eine gute Aktivität und Erfolg neben dem Rahmen des Kadersports.

Eine enorme Entwicklung gab es auch im Kata-Wettkampf-Bereich. Erstmalig wurden unsere Berliner Udo Tietz und Leonardo Tetzeli von Rosador für die Kata WM in Abu Dhabi nominiert. Auch wenn es bei diesem Debut noch nicht für eine Medaille reichte, so war diese Nominierung bereits eine klare Auszeichnung für die bis dahin gezeigten Leistungen bei der Deutschen Kata Meisterschaft und auch EM.

Für eine WM war auch Kampfrichterin Katharina Marzok nominiert. Die WM der Junioren im portugiesischen Odivelas war nur einer der hochkarätigen Einsätze, die Katharina dieses Jahr hatte. Neben Grand Slams und Grand Prix standen noch Nominierungen für weitere Europameisterschaften auf dem Plan. Die Junioren Europameisterschaft konnte erfreulicherweise durch meine Person abgedeckt werden. Damit sind wir Berliner auch auf dieser Ebene extrem gut vertreten.

Aus der Kampfrichterfamilie kommend konnte sich Hendrik Haase in der EJU als Sport-Commissioner etablieren. Die beiden European Cups dieses Jahr waren ein voller Erfolg! Der JVB ist damit ein zuverlässiger Partner für die EJU. Und wer weiß, ob da nicht noch eine EM nach Berlin kommt? Für das nächste Jahr erwarten wir fast doppelt so viele Teilnehmer wie dieses Jahr.

Für einen schönen Abschluss des Jahres sorgten die jungen u15 Kämpferinnen und Kämpfer. Beim Deutschen Jugendpokal sorgten sie mit 4 Mannschaften dafür, dass Berlin Nummer 1 in der Landesverbandwertung ist. Die Jungen und Mädchen des Polizei SV waren dabei besonders stark. Beide Teams standen im Finale. Während die vierköpfige Mädchen Mannschaft das Finale gewann und Deutscher Jugendpokal Meister wurde, mussten sich die Jungen knapp geschlagen geben und wurden Vizemeister. Die Kampfgemeinschaft SFK Shidosha / AC Berlin bei den Mädchen und SFK Shidosha / PSV Olympia bei den Jungen rundeten das starke Auftreten unserer Berliner Judoka ab und erkämpften beide die Bronzemedaille.

Unser neu gewähltes Präsidium arbeitet fleißig an vielen Themen. Die beiden neuen Präsidiumsmitglieder Jakob Spiegel und Wissem Kordi haben sich bereits auch gut eingearbeitet. Die jährlich stattfindende Klausurtagung bildet die Grundlage für viele einzuleitende Maßnahmen und Aktionen. Nun gilt es die bereits erarbeitete finanzielle Stabilität auch in alle anderen Bereiche zu transportieren. Hierbei haben auch die vielen ehrenamtlichen Referenten einen enormen Anteil zum Gelingen. Ein aufrichtiges Dankeschön sende ich auf diesem Wege an alle engagierten Ehrenamtler, die in 2024 auch wieder hoffentlich tatkräftig dazu beitragen, den Judosport in Berlin hochzuhalten.

2024 wird in der Tat ein sehr anspruchsvolles Jahr. Neben dem hohen Alter des JVB, welches wir anlässlich des 75.Geburtstages mit der ganzen Judofamilie feiern wollen, wollen wir uns auch für die Zukunft rüsten. Das Zauberwort heißt Digitalisierung. Seit Jahren bastelt der Deutsche Judobund am digitalen Judopass. Nun ist es soweit. Ab dem 1.1.2024 wird der digitale Judopass den herkömmlichen Judopass ablösen. Zum Glück kann jeder seinen „Papier-Judo Pass“ behalten und muss ihn nicht abgeben oder vernichten, wie es oft bei behördlichen Papieren der Fall ist. Somit bleibt dieser Pass nostalgisch weiter in der Hand der Judoka von heute. Die neuen Mitglieder werden nur noch den digitalen Judopass kennen- und lieben lernen. Wir leben in einer Welt der App´s. Nun kommt die „Judopass-App“ dazu. Lassen wir uns überraschen, wie die Einführung funktioniert und damit einhergehend die vielen Abläufe, wo es einen Judopass braucht, einfacher werden.

Außerdem stehen die Olympischen Spiele auf dem Plan. Neben dem Spektakel rund um Olympia und dem Mitfiebern bei den Athleten, wissen wir, wieviel Auswirkung das Abschneiden unserer Athleten auf die zukünftige Finanzierung des Judosports hat. Lasst uns die Daumen drücken, dass alle Athleten in Hochform sind, Ihre Bestleistung abrufen können und damit die Olympischen Spiele zum Erfolg werden. Eine Teilnahme von Sportlern aus dem Bundesstützpunkt Berlin wäre natürlich ein Traum! Hier sind noch Wege offen.

Zum Ende möchte ich wie gewohnt, aber dennoch mit der aller höchsten Wertschätzung meinen Dank an mein Präsidium, alle Referentinnen und Referenten sowie deren Kommissionsmitglieder und Supporter aussprechen. Euer Engagement ist nicht selbstverständlich und oft ist die geleistete Arbeit nicht für die breite Masse sichtbar. Ich weiß, dass ich ohne euren Einsatz nicht in der Lage wäre, zum Jahresende auf so viele Leistungen und Erfolge zurückzublicken. Behaltet euch bitte die Kraft und euren Willen bei, unseren Verband weiter positiv voranzubringen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an alle engagierten Judoka und Unterstützende des Judolebens. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit im kommenden Jahr.

Bis dahin wünsche ich euch aber erst einmal eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit. Nutzt die ruhigeren Tage zum Jahresende für gemeinsame Stunden mit euren Liebsten und tankt Kraft für neue Aufgaben, Projekte und Herausforderungen. Ich freue mich, wenn wir uns gesund und ganz bald wiedersehen.

Euer Präsident
Thomas Jüttner

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