70 Jahre Judo-Verband Berlin e.V.
Die Gründung des Judo-Verband Berlin e.V. jährte sich am 12. November 2019 zum 70. Mal. Aus diesem Anlass hat das Präsidium des JVB Vereinsvertreter, verdienstvolle Funktionäre und Athleten zu einer Feierstunde in das Judo Welt Museum nach Mariendorf eingeladen.
Der Präsident des JVB, Thomas Jüttner, nutzte die Ausführungen in seiner Festrede für einen kurzen historischen Abriss, um die erreichten Erfolge der vergangenen sieben Jahrzehnte Revue passieren zu lassen.
Auch und ganz besonders in Berlin spiegelt sich die Deutsche Geschichte wieder. Nach einem einheitlichen Beginn entwickelten sich Ost- und Westberlin mit der Aufteilung Deutschlands unterschiedlich. Bemühungen eines gemeinsamen Judoweges wurde durch die Gründung der DDR und BRD erschwert. Mit dem Zusammenschluss des Deutschen Athleten Bund (DAB) und Deutschen Judo Bund zum DJB 1953 kam es zu einer Trennung von Ost und West, da der DJB den Alleinanspruch in der Vertretung für deutsche Judoka hegte.
Berlin blieb und ist heute immer noch ein Anziehungspunkt für das Wettkampfgeschehen. Das Jugendmannschaftsturnier 1954, Judovergleichskämpfe Hamburger Turn- und Sportverein 1860 gegen Turbine Wasserwerke 1955 und der 1. Internationale Vergleich der Berliner Dynamo-Mannschaft mit Gwardia Warschau sind Belege dafür. Mit den European Judo Cups der Kadetten und der Junioren, früher Internationale Deutsche Einzelmeisterschaften dieser Altersklassen, verfügt Berlin über zwei international sehr bedeutsame Turniere. Die 500 bis 600 Teilnehmer kommen aus fast 30 Nationen von vier Kontinenten nach Berlin. Für viele Judoka waren diese Turniere Meilensteine auf dem Weg zu Medaillen bei Europa-, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen.
Die Vereinigung Deutschlands brachte auch die beiden Berliner Verbände zusammen. Aktuell sind 80 Vereine mit insgesamt 9.000 Sportlerinnen und Sportlern unter dem Dachverband organisiert.
Zahlreiche sportliche Erfolge belegen, dass Berlin immer zu den Judohochburgen in Deutschland gehörte. Der erste deutsche Weltmeister war 1979 Detlef Ultsch von SC Dynamo Hoppegarten. Vier Jahre später wiederholte er diesen Titel. Nach seiner aktiven Laufbahn gab er als Trainer, unter anderen auch als Bundestrainer der Männer bis 2016, jetzt bei der Bundespolizei, seine Erfahrungen weiter. Ein weiterer Weltmeister war Andreas Preschel 1983 ebenfalls vom SC Dynamo Hoppegarten. Auch der erste deutsche Olympiasieger kommt aus Berlin. Dietmar Lorenz vom SC Dynamo Hoppegarten gewann 1980 in Moskau olympisches Gold in der offenen Klasse und Bronze bis 95 kg. Sven Loll, heute Landestrainer in Niedersachsen, wurde bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul Silbermedaillengewinner. Mit Laura Vargas Koch (EBJC) stand 2016 erneut ein Berliner Judoka auf dem Podest bei Olympischen Spielen. Sie gewann Bronze in Rio de Janeiro.
Berlin ist die erfolgreichste Judostadt Deutschlands. Insgesamt hat Judo-Berlin einen Olympiasieg, drei Weltmeistertitel und 25 Europameistertitel sowie zahlreiche Medaillen bei internationalen Turnieren. Der Olympia- und Bundesstützpunkt Berlin war und ist eine Kaderschmiede im Leistungssport. Neben Berliner Nachwuchsathleten kamen und kommen auch immer wieder Spitzensportler/Innen aus anderen Landesverbänden nach Berlin, um hier zu trainieren. Mit Luise Malzahn aus Halle, trainiert hier eine Sportlerin, die Chancen für einen Start bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio hat. Aber auch solche jungen Judoka wie Annika Würfel aus Rostock, Renèe Lucht aus Hamburg, Teresa Zenker aus Halle, Ines Beischmidt (BC Randori Berlin), Caroline Fritze (JC 03 Berlin), Daniel Zorn (BC Randori Berlin), Vladimir Stark (KK Karow Berlin) sind potentielle Hoffnungsträger für die kommenden Jahre.
In dem Zusammenhang bedankte sich der Präsident bei den Landes-,
– und Olympiastützpunkttrainer für ihre geleistete Arbeit. Namentlich richtete sich der Dank an Olympia-Stützpunkt Trainer Frank Borkowski und Sergio Oliveira, die Landestrainer Frank Möller, Henry Ballaschk, Christian Kaczmarek und Schultrainer Andreas Härtig. „Hervorragende Athletinnen und Athleten stehen in den Startlöchern, um eventuell Olympiametall einsammeln zu können.“
Dank geht an alle ehemaligen Kadersportlern des JVB für ihre Aufopferung und ihren Leistungswillen. Eingeschlossen sind hier auch alle Trainer und Übungsleiter der Vereine, ohne die solche Erfolge undenkbar wären. Stellvertretend seien Stephan Steigmann, Kalle Schwabe, Andreas Polle, Maik Liedtke, Uwe Berger, Uwe Schwesig, Reinhard Bunk und Torsten Perner zu nennen.
„Judo-Berlin ist im Wandel. Im Frühjahr diesen Jahres sprach die Mitgliederversammlung des JVB Thomas Jüttner das Vertrauen zum Präsidenten des Verbandes aus. Mit den neuen Vizepräsidenten Enrico Günther und Robert Dumke stehen ihm zwei Judo-erfahrene und mit Visionen besessene Menschen zur Seite. Gemeinsam wollen sie dafür sorgen, dass die Erfolgsgeschichte des JVB weiter geschrieben werden kann.
Der Dank richtete sich an alle Bereiche, ihre Organisatoren, Helfer und Judofreunde. Hervorgehoben wurde das Kampfrichterwesen unter der neuen Landeskampfrichterreferentin Katharina Marzok. Sie bestand in diesem Jahr die Prüfung zur IJF-A Lizenz und ist auch seit Jahresbeginn Mitglied in der Bundeskampfrichterkommission. Das Ausbildungs- und Prüfungswesen wurde in den letzten Jahren stets weiterentwickelt. Dem Engagement und den Bemühungen der Prüfungsreferentin Astrid Machulik ist es zu verdanken, dass Besuche japanischer Judolehrer in Berlin und die damit verbunden Seminare seit Jahren schon zu einer guten Tradition geworden sind. Diese ziehen Judoka aus dem ganzen Bundesgebiet und über die Grenzen hinaus nach Berlin.
70 Jahre Judo-Verband sind mehr als ich hier darstellen konnte. Viele der hier Genannten stehen stellvertretend für alle die Anteil an dieser Erfolgsgeschichte des Berliner Verbandes hatten und haben. Wir sind gut aufgestellt und werden alles tun, um auch die kommenden Anforderungen gemeinsam meistern zu können.“
Ein großer Dank richtet sich an Lothar Nest und sein Team. Das Judo Welt Museum bot das passende Ambiente für den historischen Rückblick auf 70 Jahre Geschichte JVB. Viele Zeitdokumente und Exponate sowie Zeitzeugen belegen den historischen Verlauf. Unter allen anwesenden Gästen waren mit Hans Gach, Engelbert Dörbandt, Karl Beilfuß, auch „Charlie“ genannt, Klaus Lindner, Johannes Meißner, Sepp Schönbacher, Reinhard Bunk und Rene Damaschke einige ehemalige erfolgreiche Kämpfer und Funktionäre.
Nach der Rede des Präsidenten und den Ehrungen überbrachten die Landesverbände Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg ihre Glückwünsche an den JVB. In ihren Ansprachen hoben sie die gute Zusammenarbeit der Landesverbände in den verschiedensten Bereichen hervor und brachten zum Ausdruck, dass man gewillt ist, dies weiter auszubauen, damit Judo in unserer Region Nordost weiter vorankommt.
Stephan Steigmann, Daniel Zorn und Landestrainer Frank Möller überreichten Lothar Nest ein gemeinsames Foto von den Junioren-Europameisterschaften 2018 in Sofia, wo Daniel die Bronzemedaille gewann.
Mateo Habermann bedankte sich stellvertretend bei Thomas Erdmann und damit beim „Martin Luther Krankenhaus“ für die vorbildliche medizinische Betreuung der Athleten und Athletinnen, die sich hier in Behandlung begeben mussten. Als kleines Dankeschön überreichte er eine Judojacke.
Der Direktor des Judo Museums, Lothar Nest, bedankte sich beim Präsidium dafür, dass sein Museum den Rahmen für diese Feierstunde bieten durfte und lud alle Gäste ein, sich in den Ausstellungsräumen umzuschauen und Judogeschichte nach zu erleben. Er nutzte seinerseits die Gelegenheit, Thomas Jüttner, Präsident des JVB, die Ehrenmedaille des 1. Judo Welt Museums zu übergeben. Gleichzeitig bedankte er sich für die zahlreichen Spenden von Medaillen, Urkunden und anderen Zeitdokumenten, die auch diesen Tag wieder den Weg in das Judomuseum gefunden haben.
Als Gäste begrüßt wurden der neue Präsident des DJB und Präsident des Brandenburgischen Judo Verbandes, Daniel Keller, die Vizepräsidenten des DJB Dietrich Schneider und Carl Eschenhauer, auch Präsident des Judoverbandes Rheinland, Jens-Peter Bischof, Verantwortlicher für den Veteranensport im DJB, Hans Werner Friel, Vorsitzender des DJB-Ehrenrates, Takao Imafuku, der Verantwortliche für Kultur und Sport in der japanischen Botschaft, Igor v. Novikov, zweiter Sekretär der Botschaft Rußlands, Karsten Finger, Vizepräsident des LSB , Referat Leistungssport, Tom Göricke, Vertreter vom Schul- und Leistungssportzentrum Berlin sowie Holm Kolata und Ralf Wilke, Präsident und Geschäftsführer des Judo Verbandes Mecklenburg-Vorpommern.
Das Präsidium nutzte die Feierstunde auch für die Ehrung und Auszeichnung von verdienstvollen Trainern und Funktionären. Ausgezeichnet mit der Ehrennadel des JVB in Silber wurden Daniel Wernicke (PSV Olympia), Stephan Machulik (SC Berlin) und Andre Rohland (PSV Olympia). Für hervorragende Leistungen und Verdienste erhielt Thomas Erdmann (BC Randori) den 2. Dan, Detlef Hasenpusch (Berliner Judofreunde) und Sonja Weber (SC Lotos) den 3. Dan und Thomas Weber (SC Lotos) und Katharina Marzok (SC Berlin / konnte krankheitsbedingt nicht anwesend sein) den vierten Dan verliehen.
Der Ehrenrat des DJB bestätigte den Antrag Torsten Perner (PSV Olympia) mit der Ehrennadel des DJB in Bronze und Achim Thärig (SC Berlin) mit der Verleihung des 6. Dans zu ehren. Die Mitgliederversammlung des DJB stimmte dafür, Johannes Meißner, Ehrenpräsident des JVB, als Ehrenmitglied des DJB zu berufen.